2006 – Jungbären Meister

Jungbären Bayerischer Meister …..
Größter Erfolg für Bindlach im Jugendbereich

Mir als verantwortlicher des Teams war klar, der letzte Doppelspieltag würde es richten. Mit nur einem Punkt Rückstand auf Pang/Rosenheim war noch nichts entschieden.
Pünktlich „wie die Maurer“ liefen wir 9.35 Uhr in der Mehrzweckhalle zu Großenseebach ein. Das Handicap von Axel (nasse Klamotten) und der „nicht erreichbare Busschlüssel“ waren schnell vergessen. Die beteiligten Personen wissen, was ich meine….. ! Nach der formalen Begrüßung von den „Heigermosers und Baldaufs“ ging es ans „Eingemachte“ Nur ein Sieg gegen die „Wachingertruppe“ sollte reichte, um den  verdammten Titel nach Bindlach zu holen. Unsere Gegner nahmen die Sache sehr ernst. Schon einen Tag früher reiste der Spitzenreiter an. Wir hingegen nahmen die Sache etwas lockerer. Zu sehr reinstressen bringt gar nicht. Unsere Strategie hieß: Axel muss voll punkten, Popov zockt sich zum Remis, Öhrchen schafft mit seiner Superform einen Sieg und Bierhühnchen schwindelt sich zu einer Punkteteilung. Aber es kam nicht ganz so.

Eine Partie, die wie im Fluge verging, fand an Brett 2 statt. Eine richtige Vorbereitung auf Lindenberg war nur bedingt möglich. Zu weniges und veraltetes Partienmaterial stand uns nur zur Verfügung. Also musste es mal wieder die „Popov-Theorie“ richten. Im Sizilianer (Alapin c3) wich Roman im 6. Zug mit a4 !!! vom Theoriepfad ab, und brachte sich zumindest optisch in Bedrängnis. Bei näherem Hinschauen aber offenbarte sich seine Stellung als gar nicht so schlecht. Er brachte den Rosenheimer arg in Zeitnot. Roman kontrollierte die wichtigen Felder und erzwang trotz zeitweise 2 Minusbauern Gegenspiel. Der Rosenheimer spielte praktisch ohne seinen C-Läufer. Der wurde im ganzen Spiel nie benötigt geschweige denn bewegt. Mit einem furiosen Mattangriff auf die Königsstellung erzwang Roman eine aussichtslose Stellung seines Gegenübers wobei Popov natürlich selbst genau spielen musste. Nach nur 3 Stunden reichte Ihm der Gegner die Hand zur Aufgabe. Eine saubere Partie des 19jährigen Hofers.

Im Spitzenspiel des Tages traf unser Axel auf die Rosenheimer Nr. 1 Baldauf. Obwohl Axel nominell natürlich fast 250 ELO-Punkte mehr besaß, war er „als Führer der ungeliebten  schwarzen Steine“ nicht unbedingt Favorit. Ganz froh war ich, dass die Vorbereitung von Baldauf nicht auf ging. Den Igel spielte Axel nicht. Seit einigen Wochen arbeitet er mit Michael Prusikin an seinen Theorielücken. So kam es in der Spitzenpaarung zum Franzosen (Tarrasch-Variante), wobei Axel im 15. Zug eine Qualität ins „Geschäft“ steckte. Aber alles noch Theorie. Marco Baldauf erreichte fasst Ausgleich, aber Axel wusste, was er tat. Die offene Königsstellung war ein „gefundenes Fressen“ für unseren „Fast-Führerscheinbesitzer“. Er spielte sehr präzise und erhöhte den Druck auf die Gegnerische Königsstellung. Die Initiative besaß Axel, und er lauerte auf Fehler seines Gegenübers. Nebenbei „spendierte er noch den B-Bauern. Im 27. Zug machte Marco dann einen ungünstigen Zug (Td1) und die Partie war entschieden. 3 Züge später war die Königsstellung nicht mehr zu „kitten“. 2 : 0 hieß es nach nur 3,5 Stunden für die „Aktionäre“.
Eine tolle Führung, an die ich vor Beginn des Kampfes nicht geglaubt hätte. Nun reichte ein halber Punkt für die angestrebten Sieg. An Brett 3 spielte Öhrchen gegen einen uns Bindlachern nicht Unbekannten Robert Heigermoser. Im Damengambit (Abtauschvariante) war auch nach dem 8. Zug noch alles „im grünen Bereich“.
An Brett 4 spielte Michi Bierhuhn gegen Baldaufs Nr. 2 Manuel. In einem „Engländer“ (Symmetrische Variante) war Läufer f4 ein „Nullzug“ für den Pegnitzer Studenten. Nach einigen weiteren ungenauen Zügen war die Stellung trotzdem noch nicht verloren. Nach dem 15. Zug war Stellungsausgleich wieder hergestellt, was uns hoffen lies. Nach dem Einsteller (Qualitätsverlust) im 23. Zug war die Partie dann schon so gut wie entschieden. Der Gegner erzwang wenig später einen Damenabtausch und verwertete technisch sicher zum Sieg.

Es stand 2 : 1 für uns.

Nun lief nur noch die Partie Heigermoser – Öhrlein.
An Brett 3 tauschten beide Kontrahenten die Damen ab, wobei Robert einem isolierten Doppelbauer in Kauf nahm. Die Stellung sah für den Bindlacher Alexander nie Besorgnis erregend aus. Es kam nach und nach zu Figurenabtäuschen, das Spiel verflachte Zunehmens.

Unser Öhrchen schob nun die Stellung zu, spielte nicht auf Sieg, sondern „bastelte“ an einem sicheren Remis (rührte Beton an)  zwecks Gesamtsiegs. An der mittlerweile offenen H-Linie wurden die Schwerfiguren „entsorgt“. Damit war die Punkteteilung perfekt. Im 44. Zug reichten sich beide die Hände.

Was nun folgte, war Freude pur. Endlich schafften wir den Titel und fairer weise gratulierten auch die geschlagenen Rosenheimer uns herzlich zur Meisterschaft. Da im Nachmittagspiel gegen Schwabing 4 : 0 kampflos gewonnen wurde, war unser „Arbeitstag“ überschaubar. Ca 16.30 Uhr erhielten wir aus den Händen vom Bayerischen Jugendspielleiter Dr. Uli Hiemer den begehrten Meisterpokal überreicht. Natürlich stellten sich die Sieger auch den „Pressefutzis“ zur Fotosession. Zweie glückliche „Kläuse“ genossen sichtlich gerührt diese Erfolgsmomente.

Ein Resümee zum Saisonverlauf:

Die Ausgangslage war ungünstig. Mit Alexander Opitz verloren wir einen wichtigen Leistungsträger. Wie sollten wir nur diese Lücke schließen. Mit dem Hofer Roman Popov glaubten wir, einen Teil des „Loches“ zu stopfen.

Der Seriensieger Puschendorf verabschiedete sich „aus biologischen“ Gründen aus der höchsten Bayerischen Liga. Nun galt es Pang/Rosenheim und Großenseebach im Auge zu behalten.

Der erste Spieltag fand in Windischeschenbach statt. Klarer Sieg 3,5 : 0,5 aber so klar war dieser nicht. Die Glücksfee war uns hold. Roman konnte im Endspiel seine verloren geglaubte Partie noch retten. Ansonsten sichere 2 Punkte.

An Doppelspieltag 2 besuchten uns Großenseebach und Nürnberg. Gegen Nürnberg taten wir uns schwer, mit 2 Punkten und einer laufenden Partie von Roman, die eigentlich gewonnen war, aber aus mannschaftsdienlichen Gründen Remis gegeben wurde, kassierten wir 2 Mannschaftspunkte am Vormittag. Die Nachmittagbegegnung gegen Großenseebach stand unter ganz anderen Vorzeichen. Abermals war der Partienverlauf an Dramatik kaum zu überbieten. Nach 1 Stunde war Alexander gegen seinen Angstgegner Seyb völlig breit und verlor. An Brett 1 erwischte Axel einen schlechten Tag. In aussichtsloser Stellung zockte sich Axel zum Remis, mehr war echt nicht drin. Nun musste es Michi Bierhuhn und Roman richten. Ein verlorenes Endspiel mit einem entfernten Freibauern für Borel drehte unser Bierhuhn noch in eine Punkteteilung um. Es stand 2 : 1 für die Seyb-Truppe. Nur ein Sieg von Roman gegen Süß konnte uns helfen. Und in einer Zeitnotschlacht schaffte Roman das unglaubliche. Mit einem übersehenen Matt siegte unser Neuzugang und glich zum 2 : 2 aus. Diese etwas ungerechte Punkteteilung gegen Großenseebach ebnete uns den Weg zur Meisterschaft erheblich. In Runde 4 und 5 fuhren wir nach Ingolstadt. Großemehring und Ichenhausen hießen die Gegner. Der Veranstalter war nicht in der Lage vernünftiges Licht in den Raum zu bringen. In „Rotlicht“ getauchte Schachbretter erwiesen sich als äußerst schlechte Spielbedingungen. So konnten wir uns auch erklären, warum Roman einzügig ne Figur stehen lies und prompt verlor. Michael schaffte eine Punkteteilung und Axels Punkt war auch angekommen. Um den Mannschaftssieg zu schaffen, benötigten wir noch 1 Punkt aus der Partie von Öhrchen. Totremis ….. so glaubten die Fachleute.

Eine Katastrophe, dachte ich mir. Aber Alex opferte und gewann das Endspiel. Im Nachhinein stellte sich diese Variante als verloren heraus. Was sollst, gewonnen ist gewonnen, Mund abwischen und weiter geht’s.

Mit nun immer noch 1 Punkt Rückstand standen wir da, wo wir hinwollten. Das Ziel war, am letzten Spieltag aus eigener Kraft die Meisterschaft zu erkämpfen. Ein Teilziel war geschafft. Mit etwas Glück und dem nötigen Kampfgeist wurde der Grundstein gelegt für die letzte Doppelrunde. Was dann passierte, ist dem geneigten Leser obern ja schon erzählt worden.

Ich als Mannschaftsleiter der Jugendbayernliga möchte mich bei allen Spielern für Ihren Einsatz in der letzten Saison bedanken. Als Dankeschön fahren wir im Dezember 2006 zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft nach Sachsen-Anhalt.

Endstand nach der 7. Runde (ohne Gewähr!)
MP BP

  1. TSV Bindlach Aktionär 13 20,5
  2. SGem Pang/Rosenheim 12 21,5
  3. FSV Großenseebach I 9 16,5
  4. TSV Grossmehring 7 14
  5. SC Windischeschenbach 6 13
  6. Noris Tarrasch Nürnberg 6 13
  7. Spgem Kötz/Ichenhausen 3 9
  8. Schwabing München Nord 0 4,5